Positive und Transkulturelle Psychotherapie
(nach N. Peseschkian)

„Der Pessimist sieht in jeder Chance ein Problem, der Optimist sieht in jedem Problem eine Chance.“

– Nossrat Peseschkian

„Andere zu kennen ist Intelligenz; sich selbst zu kennen ist wahre Weisheit. Andere zu beherrschen ist Stärke, sich selbst zu beherrschen ist wahre Macht.“

„Sei zufrieden mit dem, was du hast; freue dich an dem, wie die Dinge sind. Wenn du erkennst, dass es dir an nichts fehlt, gehört dir die ganze Welt.“

-- Laozi/Lao Tzu/老子

Positive Psychotherapie - kurze Zusammenfassung

Die Positive Psychotherapie gehört zu den humanistischen Psychodynamischen Psychotherapien. Sie wurde noch bis 1977 als „Differenzierungsanalyse“ bezeichnet. Nossrat Peseschkian selbst definierte seine Methode als „ein tiefenpsychologisch fundiertes Psychotherapie-Verfahren unter transkulturellem Gesichtspunkt mit neuen Techniken, im Sinne einer konfliktzentrierten und ressourcenorientierten Kurzzeitpsychotherapie“.

 

Zusammengefasst, ist sie eine verständliche, leicht anwendbare, konfliktzentrierten und ressourcenorientierten Kurzzeitpsychotherapie, die im Klinischen Alltag gut angewandt werden kann, die psychosomatische Konzepte verständlich und human vermittelt und gleichzeitig ein Instrument zur Selbsthilfe an die Hand gibt.

 

Außerdem ist es ein Ziel, dass die Methode kultur- und schichtübergreifend einsetzbar ist. Sie basiert auf transkulturellen Beobachtungen in über zwanzig Kulturen, die schließlich zur Entwicklung dieser Methode geführt haben.

 

Die drei Hauptprinzipien in der Positiven Psychotherapie sind das positive (Prinzip der Hoffnung), das inhaltliche (Prinzip der Balance), und das strategische Vorgehen (Prinzip der Beratung). 

Bild Referenz: https://www.positum.org/history/

Das Prinzip der Hoffnung
(Das positive Menschenbild)

„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Sehenswürdigkeiten zu sehen, sondern mit neuen Augen zu schauen.“ - Marcel Proust (zitiert in Living a Fulfilled Life von Dr. Richard-Christian Werringloer)

Das Prinzip der Hoffnung bedeutet, dass man versucht eine Störung in ihrem weiteren Zusammenhang zu sehen, ihren Sinn zu verstehen und ihre positiven Aspekte anzusprechen.

Dementsprechend wird Krankheit umgedeutet. Beispiele:

-Depression ist die Fähigkeit, mit tiefster Emotionalität auf Konflikte zu reagieren.

-Panikattacken sind die Signale deiner inneren Alarmanlage die dich darauf hinweisen wollen, das etwas in deinem Leben schief läuft.

-Magersucht ist die Fähigkeit, mit wenig Essen auszukommen und sich mit dem Hunger der Welt zu identifizieren.

Durch dieses Vorgehen geschieht ein Standortwechsel. Erkrankungen haben somit eine symbolische Funktion, die Therapeut und Klient zunächst gemeinsam erkennen müssen. Der Klient erfährt, dass seine Symptome und Beschwerden Signale sind, seine vier Lebensbereiche in eine neue Balance zu bringen.

Das Prinzip der Balance:
Konflikt-Dynamik und Konflikt-Inhalte

Trotz kultureller und sozialer Unterschiede und der Einzigartigkeit jedes Menschen, kann man beobachten, dass alle Menschen bei der Bewältigung ihre Probleme zu typischen Formen der Konfliktverarbeitung greifen die sich auf vier Lebensbereiche fokussieren. Die 4 Lebensbereiche (Körper/Gesundheit; Leistung/Arbeit; Kontakt und Phantasie/ Zukunft/ Sinn) ergänzen sich. Eine einseitige, chronische Überbetonung eines Lebensbereiches führt zwangsläufig zu Problemen in anderen, ebenso wichtigen Bereichen. Zeitweise kann es eine Überbetonung geben, aber nicht auf Dauer. Werden Lebensbereiche über längere zeit einseitig betont, gerät dein Leben aus der Balance.

Trotz kultureller und sozialer Unterschiede und der Einzigartigkeit jedes Menschen kann man beobachten, dass alle Menschen bei der Bewältigung ihrer Probleme zu typischen Formen der Konfliktverarbeitung greifen.

Wenn wir durch Stressoren oder Mikrotraumatisierung in Bedrängnis geraten, können wir unsere Konfliktsituation in vier typischen Formen der Konfliktverarbeitung zum Ausdruck bringen.

 

„Wenn du dein Leben ernsthaft ändern willst, wirst du einen Weg finden. Wenn nicht, wirst du eine Ausrede finden.“      

- Jen Sincero (zitiert in Living a Fulfilled Life von Dr. Richard-Christian)

 

Aktualfähigkeiten (Ressourcen aktivieren)

Der Konfliktinhalt (z. B. Pünktlichkeit, Sauberkeit, Ordnung, Höflichkeit, Vertrauen, Zeit, Geduld) wird durch primäre und sekundäre Fähigkeiten beschrieben, die auf den Grundfähigkeiten Liebesfähigkeit und Erkenntnisfähigkeit basieren. Dies kann auch als inhaltliche Differenzierung von Freuds klassischem Instanzenmodell verstanden werden.

 

Das Prinzip der Beratung:

Die fünf Stufen der Therapie und Selbsthilfe

 

Die fünf Stufen stellen ein Konzept der Positiven Psychotherapie dar, innerhalb dessen Therapie und Selbsthilfe eng aufeinander bezogen sind. Der Patient und seine Angehörigen werden gemeinsam über seine Krankheit und individuelle Auswege informiert:

 

Stufe 1: Beobachtung, Distanzierung (Wahrnehmungsfähigkeit: die Fähigkeit, Wünsche und Probleme zum Ausdruck zu bringen)

 

Stufe 2: Inventarisierung (kognitive Fähigkeiten: Ereignisse in den letzten 5–10 Jahren)

 

Stufe 3: Situative Ermutigung (Selbsthilfe und Ressourcenaktivierung des Patienten: die Fähigkeit, von gesunden Anteilen und Erfolgen bei bisheriger Konfliktverarbeitung Gebrauch zu machen)

 

Stufe 4: Verbalisierung (kommunikative Fähigkeiten: die Fähigkeit, noch offene Konflikte und Probleme in den vier Qualitäten des Lebens zum Ausdruck zu bringen)

 

Stufe 5: Zielerweiterung (ethische und moralische Fähigkeiten des Patienten für die Zukunft: die Frage: „Was machen, wenn Sie keine Beschwerden und Probleme mehr haben, – welche Ziele haben Sie in den nächsten 3–5 Jahren?“)

 

„Gesund ist nicht derjenige der keine Probleme hat, sondern der der mit den unerwarteten Problemen des Lebens Flexibel umgehen kann.“ - N. Peseschkian

 

Hauptanwendungsgebiete:

 

Paarberatung, Familienberatung,

Konfliktberatung,

Ängste, Panikattacken,

Burn-Out Beratung,

Stressbewältigung,

Depressionen.

 

REFERENZEN

Remmers, A., Peseschkian, H. (2013). Positive Psychotherapie. Ernst Reinhardt Verlag, München.

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